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Vitamin-K-Antagonisten und direkte orale Antikoagulanzien

Praxis-Check: Wer bekommt welche Medikamente?

<p class="article-intro">Aufgrund mehrerer randomisierter Studien wurden im Verlauf der letzten Jahre direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) als Alternativen zu Vitamin-K-Antagonisten (VKA) zugelassen. Welchen Patienten wir welche orale Antikoagulanzien verschreiben, wissen wir im Überblick nicht. Durch die Einführung der direkten oralen Antikoagulanzien hat sich auch einiges bei unseren Verschreibungen verschoben – welche Auswirkungen dies auf die VKA-Verschreibungen hatte, wissen wir ebenfalls nicht. Daher haben wir uns entschlossen, diese Frage zu untersuchen. </p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Zahl aller OAK-Verordnungen: 2011&ndash;2014: +43 % </li> <li>DOAK-Verordnungen verf&uuml;nffacht</li> <li>VKA-Verordnungen +2 % </li> <li>Durchschnittsalter 2011: VKA = 72a, DOAK = 68a</li> <li>Durchschnittsalter 2014: VKA = 73a, DOAK = 74a</li> </ul> <strong>&Uuml;ber 80-J&auml;hrige</strong> <ul> <li>VKA-Verordnungen von 26 % auf 21 % gesunken</li> <li>DOAK-Verordnungen von 1 % auf 12 % gestiegen</li> </ul> <strong>&Uuml;ber 90-J&auml;hrige</strong> <ul> <li>VKA-Verordnungen stabil bei 2 % </li> <li>DOAK-Verordnungen vervierzigfacht</li> </ul> </div> <p>In den Studien, die zur Zulassung von direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) f&uuml;r die Pr&auml;vention von thromboembolischen Ereignissen bei Vorhofflimmern gef&uuml;hrt haben, lag das Alter der Patienten zwischen 70 und 72 Jahren. Das Altersspektrum der Patienten, denen orale Antikoagulanzien verschrieben werden, ist weitgehend unbekannt. Welche Patienten bekommen DOAK und welche VKA? Auch dar&uuml;ber gibt es bisher keine Daten aus &Ouml;sterreich. Deswegen haben wir anhand der Daten von 13 Sozialversicherungstr&auml;gern die Altersstruktur jener Patienten untersucht, die in &Ouml;sterreich in den Jahren 2011 bis 2014 eine orale Antikoagulation erhalten haben. Die pseudonymisierten Daten enthielten Informationen &uuml;ber das Geschlecht, das Geburtsdatum, gegebenenfalls &uuml;ber das Todesdatum, den Wohnbezirk und die Therapie.</p> <h2>Allgemeine Ergebnisse</h2> <p>Die Zahl der Patienten, denen eine orale Antikoagulation verordnet wurde, stieg von 2011 bis 2014 um 43 % . Die Zahl der Patienten, die mit einem DOAK behandelt werden, hat sich im betrachteten Zeitraum fast verf&uuml;nffacht, wohingegen sich die Anzahl der Patienten, denen VKA verordnet werden, nur um 2 % erh&ouml;hte. Diese Zahlen sind in Tabelle 1 dargestellt.</p> <p>Im Jahr 2011 war das Durchschnittsalter der VKA-Patienten mit 72 Jahren h&ouml;her als jenes der DOAK-Patienten mit 68 Jahren, w&auml;hrend im Jahr 2014 das Durchschnittsalter der Patienten mit VKA niedriger war (73 Jahre) als jenes der Patienten mit DOAK (74 Jahre). <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1604_Weblinks_seite30_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Subgruppenanalyse</h2> <p>Besonders stechen die Subgruppen der &uuml;ber Achtzig- und Neunzigj&auml;hrigen heraus. Der Anteil jener Patienten &uuml;ber 80 Jahre, die VKA erhielten, ging von 26 % aller OAK-Verordnungen auf 21 % zur&uuml;ck, w&auml;hrend der Anteil an Personen dieser Altersgruppe, denen DOAK verordnet wurden, von 1 % auf 12 % anstieg. Bei den &uuml;ber Neunzigj&auml;hrigen blieb der Anteil der Patienten, die einen VKA erhielten, relativ stabil bei 2 % (von 3.316 auf 5.858 Patienten), wohingegen der Anteil jener Patienten, die ein DOAK erhielten, sich vervierzigfachte (von 91 auf 4.296 Patienten).</p> <p>Zwischen 2011 und 2014 sind die Verordnungzahlen f&uuml;r VKA pro 100.000 Versicherten gleich geblieben oder leicht gesunken, jedoch bei Patienten &uuml;ber 75 Jahre vor allem in den Jahren 2013 und 2014 kontinuierlich gesunken (Abb. 2). <br />In den Verordnungen von DOAK pro 100.000 Versicherte sind in allen Altersgruppen im betrachteten Zeitraum Zuw&auml;chse festzustellen, wobei vor allem in der Altersgruppe der 75- bis 84-J&auml;hrigen sowie in der Gruppe der &uuml;ber 85-J&auml;hrigen ein besonders starker Zuwachs zu verzeichnen ist (Abb. 3).</p> <p>Von 2011 bis 2014 wurden insgesamt 31.501 Patienten von einem VKA nach einer durchschnittlichen Einnahmedauer von 9 Monaten auf ein DOAK umgestellt, wobei dieses dann durchschnittlich 5 Monate eingenommen wurde. W&auml;hrend des gleichen Zeitraumes f&uuml;hrten 5.409 Patienten einen Wechsel von DOAK nach durchschnittlicher Einnahmedauer von 5 Monaten auf einen VKA durch, mit einer darauffolgenden durchschnittlichen Einnahmedauer von 10 Monaten. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1604_Weblinks_seite30_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>DOAK werden immer h&auml;ufiger &shy;Patienten, die &auml;lter sind als 80 Jahre, verschrieben. Es besteht aber ein Datenmangel hinsichtlich der &shy;Effizienz und der Sicherheit von OAK, sowohl VKA als auch DOAK, bei &uuml;ber 80-J&auml;hrigen. Es gibt einen dringenden Bedarf an Daten zu dieser Patientengruppe. Als erste Schritte sollten Subgruppenanalysen f&uuml;r Hochbetagte durchgef&uuml;hrt werden, so sie in &shy;vorangegangenen oder laufenden Studien zu OAK oder Vorhofflimmern erfasst wurden.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Literatur:<br />bei den Verfassern</p> </div> </p>
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