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Kardiale Troponine

Auch bei akuter Herzinsuffizienz hilfreich

<p class="article-intro">Viele Ärzte verwenden sie regelmässig in der Praxis: die kardialen Troponine. Auf welche «iatrogenen Stolpersteine» man beim Einsatz der Biomarker achten muss und wie sie einem nicht nur beim Herzinfarkt, sondern auch bei der akuten Herzinsuffizienz helfen können, erklärte Prof. Dr. med. Christian Müller, Kardiologe am Universitätsspital Basel, am internationalen Heart Failure Congress in Florenz.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite71_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Es f&auml;ngt schon beim Kauf des Assays an&raquo;, sagte M&uuml;ller. &laquo;Alle Firmen behaupten, ihre Troponinassays seien hochsensitiv. Aber das stimmt nicht. Die Hersteller missbrauchen den Begriff &lsaquo;high-sensitive&rsaquo;, der nicht als eingetragene Handelsmarke gesch&uuml;tzt ist.&raquo; <br /> Kardiale Troponine sind quantitative Marker einer Sch&auml;digung des Herzmuskels. Seitdem vor einigen Jahren sogenannte hochsensitive Troponinassays in die klinische Routine eingef&uuml;hrt worden sind, lassen sich sehr niedrige Konzentrationen von kardialem Troponin T und I genau messen. &laquo;Damit sich ein Assay &lsaquo;high-sensitive&rsaquo; nennen darf, m&uuml;ssen aber zwei Kriterien erf&uuml;llt sein&raquo;, erkl&auml;rte M&uuml;ller. Er muss kardiales Troponin bei mehr als 50 % der gesunden Menschen nachweisen und er muss an der 99 % -Perzentile sehr pr&auml;zise messen. Das heisst, dass er bei den Gesunden richtigerweise einen Wert &lt;14 (beim Roche-Test) bzw. &lt;26 (beim Abbott-Test) nachweist. &laquo;Aktuell erf&uuml;llen nur die Assays von Roche und Abbott diese beiden Kriterien.&raquo; Auch bei jedem gesunden Menschen sind immer ein paar Troponinmolek&uuml;le im Blut vorhanden. Ein hochsensitiver Assay weist deshalb bei mehr als 50 % der Gesunden das kardiale Troponin nach. Je schlechter der Assay, umso gr&ouml;sser ist der Anteil der Gesunden, bei denen der Test &laquo;nicht detektierbar&raquo; angibt. &laquo;Die meisten Point-of-care-Assays, die zum Beispiel Haus&auml;rzte in der Praxis nutzen, finden bei Gesunden kein Troponin, weil sie in diesem niedrigen Bereich nicht messen k&ouml;nnen.&raquo; Die Tests von Roche und Abbott seien qualitativ gleichwertig und kosten &auml;hnlich viel. Andere Firmen wie Singulex, Siemens und Beckman-Coulter w&uuml;rden demn&auml;chst ebenfalls hochsensitive Assays auf den Markt bringen, berichtete M&uuml;ller. &laquo;Von den neuen wird der Singulex-Assay der Superstar bez&uuml;glich analytischer Sensitivit&auml;t sein.&raquo; <br /> Je h&ouml;her das Troponin bei einem Patienten mit Verdacht auf akuten Herzinfarkt ist, umso gr&ouml;sser ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient tats&auml;chlich einen Infarkt hat. &laquo;Durch die M&ouml;glichkeit, auch geringe Troponinerh&ouml;hungen sicher von normalen Troponinspiegeln zu unterscheiden, haben die sensitiven und hochsensitiven Troponinassays die Fr&uuml;hdiagnose des akuten Myokardinfarktes deutlich verbessert&raquo;, sagte M&uuml;ller.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite68.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Troponin: nicht nur in der Infarktdiagnostik hilfreich</h2> <p>In der Infarktdiagnostik sei die Bestimmung von Troponin inzwischen gut etabliert und den meisten Kollegen bekannt, sagte M&uuml;ller, aber wie hilfreich sie bei der Diagnostik einer akuten Herzinsuffizienz sei, w&uuml;ssten viele nicht. So zeigte eine Analyse der RELAX-AHF-Studie, dass die Patienten mit einem Troponin &le;14ng/l seltener an der Herzschw&auml;che oder an anderen Ursachen starben, seltener rehospitalisiert werden mussten, k&uuml;rzer im Spital lagen und seltener eine Niereninsuffizienz erlitten als Patienten mit h&ouml;heren Troponinwerten.<sup>1</sup> &laquo;Wir k&ouml;nnten damit in der Notfallstation Patienten identifizieren, die ein geringes Risiko haben und die wir zum Beispiel schon nach 12 oder 24 Stunden entlassen k&ouml;nnen&raquo;, sagte M&uuml;ller. Ausserdem k&ouml;nnte Troponin ein wichtiger Marker im Krankheitsverlauf sein: Bei Patienten, die wegen einer Verschlechterung ihrer Herzinsuffizienz erneut ins Spital aufgenommen werden mussten oder die starben, stiegen die Troponinwerte an (Abb. 1).<sup>2</sup><br /> Wenn Troponin um 20 % oder mehr zunimmt, steigt die Mortalit&auml;t deutlich (Abb. 2).<sup>3</sup> &laquo;Steigt das Troponin trotz Behandlung in den ersten 24 bis 48 Stunden weiter an, machen wir wom&ouml;glich etwas falsch und wir m&uuml;ssen die Therapie intensivieren. Ein fr&uuml;hzeitiger hoch dosierter Einsatz von Vasodilatatoren wie Nitraten scheint sich hier zu lohnen.&raquo; Zurzeit empfiehlt die Europ&auml;ische Gesellschaft f&uuml;r Kardiologie, bei Verdacht auf akute Herzinsuffizienz das Troponin auf der Notfallstation zu bestimmen und drei Stunden sp&auml;ter noch einmal. &laquo;Der hochsensitive Troponinassay kann uns in Zukunft helfen, bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz diejenigen mit besserer Prognose von denjenigen mit schlechter Prognose zu unterscheiden, und anhand des Troponinverlaufs an den ersten zwei Tagen k&ouml;nnen wir unseren Therapieerfolg beobachten&raquo;, sagt M&uuml;ller und empfiehlt eine zus&auml;tzliche Bestimmung nach 48 Stunden. &laquo;Wie wir dann anhand der Troponinwerte unsere Therapiestrategie am besten anpassen, m&uuml;ssen Studien zeigen.&raquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite71_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Pang PS et al: Use of high-sensitivity troponin T to identify patients with acute heart failure at lower risk for adverse outcomes: an exploratory analysis from the RELAX-AHF trial. JACC Heart Fail 2016; 4: 591-9 <strong>2</strong> Xue Y et al: Serial changes in high-sensitive troponin I predict outcome in patients with decompensated heart failure. Eur J Heart Fail 2011; 13: 37-42 <strong>3</strong> Metra M et al; RELAX-AHF Investigators: Effect of serelaxin on cardiac, renal, and hepatic biomarkers in the Relaxin in Acute Heart Failure (RELAX-AHF) development program: correlation with outcomes. J Am Coll Cardiol 2013; 61: 196-206</p> </div> </p>
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