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EMPA-REG-OUTCOME-Studie

Empagliflozin verlangsamt auch die Progression der Nephropathie

<p class="article-intro">Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre und renale Komplikationen. In der EMPA-REG-OUTCOME-Studie wurde gezeigt, dass das kardiovaskuläre (CV) Risiko bei Typ-2-Diabetikern mit hohem CV Risiko durch die Gabe des SGLT2-Hemmers Empagliflozin signifikant reduziert werden kann.<sup>1</sup> Die Analyse hinsichtlich des sekundären Endpunktes ergab nun, dass Empagliflozin bei diesen Patienten auch die Progression der Nephropathie verlangsamt und die Rate an klinisch relevanten renalen Ereignissen reduziert.<sup>2</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bei rund 35 % der Typ-2-Diabetiker entwickelt sich im Verlauf der Erkrankung eine Niereninsuffizienz, die in ein chronisches Nierenversagen m&uuml;nden kann und mit einer erh&ouml;hten Mortalit&auml;t assoziiert ist.<sup>3, 4</sup> Es gibt Daten, die darauf hinweisen, dass sich renale Surrogatmarker durch eine intensive Blutzuckersenkung reduzieren lassen, die Evidenz f&uuml;r eine Verbesserung bei fortgeschrittener Nierensch&auml;digung ist jedoch limitiert. So zeigen Studien, dass Typ-2-Diabetiker trotz optimaler Blutzuckereinstellung und der Gabe von Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)-Blockern ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r kardiorenale Komplikationen sowie eine erh&ouml;hte Mortalit&auml;t aufweisen.<sup>5, 6</sup> <br />Der SGLT2-Hemmer Empagliflozin (Jardiance&reg;) reduziert den Blutzucker, indem er die renale Glukosereabsorption vermindert und so die renale Glukoseausscheidung erh&ouml;ht. Empagliflozin vermindert bei Typ-2-Diabetikern, auch bei solchen mit eingeschr&auml;nkter Nierenfunktion, das HbA<sub>1c</sub>, das Gewicht und den Blutdruck.<sup>7</sup> Bei Typ-1-Diabetikern konnte gezeigt werden, dass Empagliflozin den intraglomerul&auml;ren Druck reduziert und die Filtration verbessert,<sup>8, 9</sup> weshalb vermutet wurde, dass die Substanz einen g&uuml;nstigen Einfluss auf die Nierenfunktion haben k&ouml;nnte.<sup>10</sup> Gleichzeitig wurden aber auch Bef&uuml;rchtungen ge&auml;ussert, dass SGLT2-Hemmer auf l&auml;ngere Sicht zu renalen Nebenwirkungen f&uuml;hren k&ouml;nnten. Die gross angelegte EMPA-REG-OUTCOME-Studie hatte deshalb auch zum Ziel, die Wirkung des Medikaments auf die Nierenfunktion zu untersuchen. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite81.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>EMPA-REG-OUTCOME-Studie</h2> <p>In die EMPA-REG-OUTCOME-Studie wurden mehr als 7000 Typ-2-Diabetiker mit einem hohen kardiovaskul&auml;ren Risiko und einer glomerul&auml;ren Filtrationsrate (eGFR) von mindestens 30ml/min/1,73m2 eingeschlossen. Die Probanden erhielten w&auml;hrend bis zu 48 Monaten zus&auml;tzlich zur Standardtherapie einmal t&auml;glich entweder Empagliflozin (10mg oder 25mg) oder Placebo.<sup>1</sup> Neben den prim&auml;ren kardiovaskul&auml;ren Endpunkten wurden in einer separaten Analyse auch mikrovaskul&auml;re Ereignisse, im Speziellen renale Outcomes, untersucht.<sup>2</sup> Der zusammengesetzte renale Endpunkt umfasste die Entwicklung einer Makroalbuminurie (Albumin-Kreatinin-Quotient &gt;300mg Albumin pro Gramm Kreatinin), die Verdoppelung des Serumkreatinins (begleitet von einer eGFR &le;45ml/min/1,73m2), den Beginn einer Nierenersatztherapie oder Tod aufgrund einer renalen Ursache. <br />Bei Studieneinschluss wies ein Viertel der Probanden bereits eine eingeschr&auml;nkte Nierenfunktion auf (eGFR 45&ndash;59ml/min/1,73m2: 17,8 % ; eGFR 30&ndash;44ml/min/1,73m2: 7,7 % ), 28,7 % hatten eine Mikro- und 11,0 % eine Makroalbuminurie. 80,7 % nahmen bei Studienbeginn im Rahmen der Standardtherapie ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptorblocker.</p> <h2>Renale Outcomes</h2> <p>Im Vergleich mit Placebo ergaben sich f&uuml;r Empagliflozin folgende signifikante Resultate, die f&uuml;r alle vordefinierten Subgruppen (u.a. Patienten mit/ohne Niereninsuffizienz, H&ouml;he der eGFR, H&ouml;he der Albuminurie) und f&uuml;r beide Empagliflozin-Dosen konsistent waren (Tab. 1):</p> <ul> <li>Auftreten einer Niereninsuffizienz resp. Verschlechterung der Nephropathie: relative Risikoreduktion (RRR) 39 % (Abb. 1)</li> <li>Entwicklung einer Makroalbuminurie: RRR 38 % </li> <li>Verdoppelung des Serumkreatinins: RRR 44 % </li> <li>Beginn einer Nierenersatztherapie: RRR 55 % </li> <li>Verdoppelung des Serumkreatinins, Beginn einer Nierenersatztherapie oder Tod aufgrund der Niereninsuffizienz: RRR 46 % <p>Das Nebenwirkungsprofil war bei den Patienten mit vorbestehender Niereninsuffizienz, einer potenziell vulnerablen Gruppe, vergleichbar mit demjenigen der gesamten Studienpopulation. Wie bereits in vorhergehenden Studien, traten unter Empagliflozin etwas h&auml;ufiger genitale Infektionen auf als unter Placebo. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite82.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <div id="fazit"> <h2>Schlussfolgerungen</h2> <p>In einer Studienpopulation von Typ-2- Diabetikern mit hohem kardiovaskul&auml;rem Risiko hatten die Probanden, die Empagliflozin erhielten, ein signifikant niedrigeres Risiko f&uuml;r mikrovaskul&auml;re Ereignisse als diejenigen in der Placebogruppe. Dieser Effekt war in erster Linie auf das niedrigere Risiko f&uuml;r eine Verschlechterung der Nierenfunktion zur&uuml;ckzuf&uuml;hren. Dieser g&uuml;nstige Einfluss von Empagliflozin auf die Nierenfunktion wurde bei Patienten mit gut eingestelltem Blutdruck beobachtet, die zum gr&ouml;ssten Teil RAAS-Blocker, also Medikamente mit nachgewiesener nephroprotektiver Wirkung, nahmen. <br />Die glyk&auml;mische Kontrolle war in der Verumgruppe etwas besser als in der Placebogruppe und Gewicht und Blutdruck waren etwas niedriger. Diese Unterschiede k&ouml;nnen gem&auml;ss den Studienautoren den g&uuml;nstigen Einfluss von Empagliflozin auf die Nierenfunktion jedoch nicht gen&uuml;gend erkl&auml;ren, weshalb sie von einem multifaktoriellen Mechanismus ausgehen, bei dem auch direkte renovaskul&auml;re Effekte eine Rolle spielen. <br />Einschr&auml;nkend muss betont werden, dass die vorliegenden Resultate nur f&uuml;r Typ-2-Diabetiker mit hohem CV Risiko und normaler oder moderat eingeschr&auml;nkter Nierenfunktion gelten und nicht generalisiert werden k&ouml;nnen. So ist beispielsweise noch unklar, ob Empagliflozin auch bei Typ-2-Diabetikern mit einer schwer eingeschr&auml;nkten Nierenfunktion oder bei solchen mit niedrigem CV Risiko eine nephroprotektive Wirkung entfaltet. Es kann auch nicht gesagt werden, ob es sich um einen Klasseneffekt der SGLT2-Hemmer oder um einen f&uuml;r Empagliflozin spezifischen Effekt handelt. Nichtsdestotrotz unterstreichen die Resultate die Rolle der EMPA-REG-OUTCOME-Studie als Meilenstein in der Diabetesforschung.</p> </div> </li> </ul></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Zinman B et al: Empagliflozin, cardiovascular outcomes, and mortality in type 2 diabetes. N Engl J Med 2015; 373: 2117-28 <strong>2</strong> Wanner C et al: Empagliflozin and progression of kidney disease in type 2 diabetes. New Engl J Med 2016; 375: 323-34 <strong>3</strong> de Boer IH et al: Temporal trends in the prevalence of diabetic kidney disease in the United States. JAMA 2011; 305: 2532-9 <strong>4</strong> Afkarian M et al: Kidney disease and increased mortality risk in type 2 diabetes. J Am Soc Nephrol 2013; 24: 302-8 <strong>5</strong> Roscioni SS et al: The effect of RAAS blockade on the progression of diabetic nephropathy. Nat Rev Nephrol 2014; 10: 77-87 <strong>6</strong> Molitch ME et al: Diabetic kidney disease: a clinical update from kidney disease: improving global outcomes. Kidney Int 2015; 87: 20-30 <strong>7</strong> Barnett AH et al: Efficacy and safety of empagliflozin added to existing antidiabetes treatment in patients with type 2 diabetes and chronic kidney disease: a randomised, doubleblind, placebo-controlled trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2014; 2: 369-84 <strong>8</strong> Skrtić M et al: Characterisation of glomerular haemodynamic responses to SGLT2 inhibition in patients with type 1 diabetes and renal hyperfiltration. Diabetologia 2014; 57: 2599-602 9 Cherney DZ et al: Renal hemodynamic effect of sodium-glucose cotransporter 2 inhibition in patients with type 1 diabetes mellitus. Circulation 2014; 129: 587-97 10 &Scaron;krtić M, Cherney DZ: Sodium-glucose cotransporter-2 inhibition and the potential for renal protection in diabetic nephropathy. Curr Opin Nephrol Hypertens 2015; 24: 96-103</p> </div> </p>
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