©
Natali_Mis
iStockphoto
Empagliflozin verlangsamt auch die Progression der Nephropathie
Leading Opinions
30
Min. Lesezeit
20.10.2016
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre und renale Komplikationen. In der EMPA-REG-OUTCOME-Studie wurde gezeigt, dass das kardiovaskuläre (CV) Risiko bei Typ-2-Diabetikern mit hohem CV Risiko durch die Gabe des SGLT2-Hemmers Empagliflozin signifikant reduziert werden kann.<sup>1</sup> Die Analyse hinsichtlich des sekundären Endpunktes ergab nun, dass Empagliflozin bei diesen Patienten auch die Progression der Nephropathie verlangsamt und die Rate an klinisch relevanten renalen Ereignissen reduziert.<sup>2</sup></p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Bei rund 35 % der Typ-2-Diabetiker entwickelt sich im Verlauf der Erkrankung eine Niereninsuffizienz, die in ein chronisches Nierenversagen münden kann und mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist.<sup>3, 4</sup> Es gibt Daten, die darauf hinweisen, dass sich renale Surrogatmarker durch eine intensive Blutzuckersenkung reduzieren lassen, die Evidenz für eine Verbesserung bei fortgeschrittener Nierenschädigung ist jedoch limitiert. So zeigen Studien, dass Typ-2-Diabetiker trotz optimaler Blutzuckereinstellung und der Gabe von Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)-Blockern ein erhöhtes Risiko für kardiorenale Komplikationen sowie eine erhöhte Mortalität aufweisen.<sup>5, 6</sup> <br />Der SGLT2-Hemmer Empagliflozin (Jardiance®) reduziert den Blutzucker, indem er die renale Glukosereabsorption vermindert und so die renale Glukoseausscheidung erhöht. Empagliflozin vermindert bei Typ-2-Diabetikern, auch bei solchen mit eingeschränkter Nierenfunktion, das HbA<sub>1c</sub>, das Gewicht und den Blutdruck.<sup>7</sup> Bei Typ-1-Diabetikern konnte gezeigt werden, dass Empagliflozin den intraglomerulären Druck reduziert und die Filtration verbessert,<sup>8, 9</sup> weshalb vermutet wurde, dass die Substanz einen günstigen Einfluss auf die Nierenfunktion haben könnte.<sup>10</sup> Gleichzeitig wurden aber auch Befürchtungen geäussert, dass SGLT2-Hemmer auf längere Sicht zu renalen Nebenwirkungen führen könnten. Die gross angelegte EMPA-REG-OUTCOME-Studie hatte deshalb auch zum Ziel, die Wirkung des Medikaments auf die Nierenfunktion zu untersuchen. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite81.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>EMPA-REG-OUTCOME-Studie</h2> <p>In die EMPA-REG-OUTCOME-Studie wurden mehr als 7000 Typ-2-Diabetiker mit einem hohen kardiovaskulären Risiko und einer glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von mindestens 30ml/min/1,73m2 eingeschlossen. Die Probanden erhielten während bis zu 48 Monaten zusätzlich zur Standardtherapie einmal täglich entweder Empagliflozin (10mg oder 25mg) oder Placebo.<sup>1</sup> Neben den primären kardiovaskulären Endpunkten wurden in einer separaten Analyse auch mikrovaskuläre Ereignisse, im Speziellen renale Outcomes, untersucht.<sup>2</sup> Der zusammengesetzte renale Endpunkt umfasste die Entwicklung einer Makroalbuminurie (Albumin-Kreatinin-Quotient >300mg Albumin pro Gramm Kreatinin), die Verdoppelung des Serumkreatinins (begleitet von einer eGFR ≤45ml/min/1,73m2), den Beginn einer Nierenersatztherapie oder Tod aufgrund einer renalen Ursache. <br />Bei Studieneinschluss wies ein Viertel der Probanden bereits eine eingeschränkte Nierenfunktion auf (eGFR 45–59ml/min/1,73m2: 17,8 % ; eGFR 30–44ml/min/1,73m2: 7,7 % ), 28,7 % hatten eine Mikro- und 11,0 % eine Makroalbuminurie. 80,7 % nahmen bei Studienbeginn im Rahmen der Standardtherapie ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptorblocker.</p> <h2>Renale Outcomes</h2> <p>Im Vergleich mit Placebo ergaben sich für Empagliflozin folgende signifikante Resultate, die für alle vordefinierten Subgruppen (u.a. Patienten mit/ohne Niereninsuffizienz, Höhe der eGFR, Höhe der Albuminurie) und für beide Empagliflozin-Dosen konsistent waren (Tab. 1):</p> <ul> <li>Auftreten einer Niereninsuffizienz resp. Verschlechterung der Nephropathie: relative Risikoreduktion (RRR) 39 % (Abb. 1)</li> <li>Entwicklung einer Makroalbuminurie: RRR 38 % </li> <li>Verdoppelung des Serumkreatinins: RRR 44 % </li> <li>Beginn einer Nierenersatztherapie: RRR 55 % </li> <li>Verdoppelung des Serumkreatinins, Beginn einer Nierenersatztherapie oder Tod aufgrund der Niereninsuffizienz: RRR 46 % <p>Das Nebenwirkungsprofil war bei den Patienten mit vorbestehender Niereninsuffizienz, einer potenziell vulnerablen Gruppe, vergleichbar mit demjenigen der gesamten Studienpopulation. Wie bereits in vorhergehenden Studien, traten unter Empagliflozin etwas häufiger genitale Infektionen auf als unter Placebo. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite82.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <div id="fazit"> <h2>Schlussfolgerungen</h2> <p>In einer Studienpopulation von Typ-2- Diabetikern mit hohem kardiovaskulärem Risiko hatten die Probanden, die Empagliflozin erhielten, ein signifikant niedrigeres Risiko für mikrovaskuläre Ereignisse als diejenigen in der Placebogruppe. Dieser Effekt war in erster Linie auf das niedrigere Risiko für eine Verschlechterung der Nierenfunktion zurückzuführen. Dieser günstige Einfluss von Empagliflozin auf die Nierenfunktion wurde bei Patienten mit gut eingestelltem Blutdruck beobachtet, die zum grössten Teil RAAS-Blocker, also Medikamente mit nachgewiesener nephroprotektiver Wirkung, nahmen. <br />Die glykämische Kontrolle war in der Verumgruppe etwas besser als in der Placebogruppe und Gewicht und Blutdruck waren etwas niedriger. Diese Unterschiede können gemäss den Studienautoren den günstigen Einfluss von Empagliflozin auf die Nierenfunktion jedoch nicht genügend erklären, weshalb sie von einem multifaktoriellen Mechanismus ausgehen, bei dem auch direkte renovaskuläre Effekte eine Rolle spielen. <br />Einschränkend muss betont werden, dass die vorliegenden Resultate nur für Typ-2-Diabetiker mit hohem CV Risiko und normaler oder moderat eingeschränkter Nierenfunktion gelten und nicht generalisiert werden können. So ist beispielsweise noch unklar, ob Empagliflozin auch bei Typ-2-Diabetikern mit einer schwer eingeschränkten Nierenfunktion oder bei solchen mit niedrigem CV Risiko eine nephroprotektive Wirkung entfaltet. Es kann auch nicht gesagt werden, ob es sich um einen Klasseneffekt der SGLT2-Hemmer oder um einen für Empagliflozin spezifischen Effekt handelt. Nichtsdestotrotz unterstreichen die Resultate die Rolle der EMPA-REG-OUTCOME-Studie als Meilenstein in der Diabetesforschung.</p> </div> </li> </ul></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Zinman B et al: Empagliflozin, cardiovascular outcomes, and mortality in type 2 diabetes. N Engl J Med 2015; 373: 2117-28 <strong>2</strong> Wanner C et al: Empagliflozin and progression of kidney disease in type 2 diabetes. New Engl J Med 2016; 375: 323-34 <strong>3</strong> de Boer IH et al: Temporal trends in the prevalence of diabetic kidney disease in the United States. JAMA 2011; 305: 2532-9 <strong>4</strong> Afkarian M et al: Kidney disease and increased mortality risk in type 2 diabetes. J Am Soc Nephrol 2013; 24: 302-8 <strong>5</strong> Roscioni SS et al: The effect of RAAS blockade on the progression of diabetic nephropathy. Nat Rev Nephrol 2014; 10: 77-87 <strong>6</strong> Molitch ME et al: Diabetic kidney disease: a clinical update from kidney disease: improving global outcomes. Kidney Int 2015; 87: 20-30 <strong>7</strong> Barnett AH et al: Efficacy and safety of empagliflozin added to existing antidiabetes treatment in patients with type 2 diabetes and chronic kidney disease: a randomised, doubleblind, placebo-controlled trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2014; 2: 369-84 <strong>8</strong> Skrtić M et al: Characterisation of glomerular haemodynamic responses to SGLT2 inhibition in patients with type 1 diabetes and renal hyperfiltration. Diabetologia 2014; 57: 2599-602 9 Cherney DZ et al: Renal hemodynamic effect of sodium-glucose cotransporter 2 inhibition in patients with type 1 diabetes mellitus. Circulation 2014; 129: 587-97 10 Škrtić M, Cherney DZ: Sodium-glucose cotransporter-2 inhibition and the potential for renal protection in diabetic nephropathy. Curr Opin Nephrol Hypertens 2015; 24: 96-103</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
ADC Sequencing in Breast Cancer: Treatment Sequence & Attrition Rates
Jose Sandoval, MD, PhD, MPH, Geneva University Hospitals and Curie Institute, presents what he considers to be the most important data from SABCS 2023 on antibody-drug conjugates in ...
Digitale Transformation als «höchste Priorität»
Bei der «Nationalen Konferenz Gesundheit 2030» sprachen Expert:innen über Must-Haves bei der Digitalisierung für ein funktionierendes Gesundheitswesen. Dabei gab es aber auch kritische ...
Gesundheitsberufe – eine Singlebörse
Eine aktuelle Umfrage erklärt, warum Angehörige von Gesundheitsberufen oftmals Menschen aus demselben Berufsfeld heiraten.