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ERS International Congress 3.–7. September 2016, London

Management der COPD: Was bringt das GOLD-Update 2017?

<p class="article-intro">Für das nächste Jahr wird ein Update der GOLD-Empfehlungen zum Management der COPD erwartet. Im Rahmen des ERS-Kongresses gaben Experten erste Einblicke in die kommenden Empfehlungen, die sich nicht zuletzt durch Vereinfachung auszeichnen sollen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1605_Weblinks_seite6.jpg" alt="" width="622" height="338" /></p> <p>Die Global Initiative for Chronic Obs&shy;tructive Lung Disease (GOLD) wurde 1997 in Zusammenarbeit mit dem National Heart, Lung, and Blood Institute sowie den National Institutes of Health der USA und der Weltgesundheitsorganisation ins Leben gerufen. Ziel von GOLD ist es, die Aufmerksamkeit f&uuml;r das Problem COPD zu steigern sowie mit evidenzbasierten Empfehlungen zu Diagnose und Therapie das Management dieser Erkrankung weltweit zu verbessern. Die Strategy Documents, wie GOLD ihre Leitlinien nennt, werden von internationalen Expertenkomitees erstellt. Prof. Dr. Bartolome R. Celli, Harvard University, Mitglied des GOLD-Komitees, unterstreicht allerdings den flexiblen Charakter der Empfehlungen: &bdquo;Wir sind keine Roboter, sondern &Auml;rzte, und wir tragen selbst die Verantwortung f&uuml;r unsere Patienten.&ldquo; Und verweist auf eine Guideline-Definition des US Department of Veterans Affairs, die festh&auml;lt, dass Leitlinien Prozesse vereinheitlichen sollen, dabei jedoch niemals bindend sein k&ouml;nnen.</p> <h2>Krankheitsdefinition der COPD in Arbeit</h2> <p>Die Probleme der COPD-Leitlinien beginnen, so Prof. Celli, bei der Definition der Erkrankung. Diese wird von GOLD in dem f&uuml;r 2017 erwarteten, aktualisierten Dokument ge&auml;ndert. Die neue Definition wird ebenso wie die alte explizit auf Partikel oder Gase als Ursache der Erkrankung hinweisen. Statt von einer persistierenden Behinderung des Atemflusses (&bdquo;persistent airflow limitation&ldquo;) wird k&uuml;nftig jedoch von persis&shy;tierenden Symptomen die Rede sein. Auch der Hinweis auf den chronisch inflammatorischen Charakter der Krankheit wird ver&auml;ndert und durch &bdquo;Auff&auml;lligkeiten von Atemwegen und/oder Alveolen&ldquo; (&bdquo;airway and/or alveolar abnormalities&ldquo;) ersetzt. Hintergrund dieser Ver&auml;nderung ist eine im vergangenen Jahr publizierte Arbeit, die die Entwicklung der Lungenfunktion in verschiedenen Kohorten analysierte und neben der Inflammation auch andere Ursachen f&uuml;r das Entstehen einer COPD fand. So d&uuml;rfte ein niedriges FEV<sub>1</sub> im fr&uuml;hen Erwachsenenalter ein Risikofaktor f&uuml;r das Entstehen einer COPD sein, w&auml;hrend es ebenfalls Personen mit rasch abnehmendem FEV<sub>1</sub> gibt, die nicht in das klinische Bild der COPD fallen (Abb. 1).<sup>1</sup> Als Pr&auml;diktoren f&uuml;r einen raschen Verlust von FEV<sub>1</sub> wurden u.a. m&auml;nnliches Geschlecht, Rauchen, niedriger BMI und Emphysem identifiziert. Exazerbationen, Mangel an Therapie, Armut und Luftverschmutzung tragen ebenfalls zur beschleunigten Abnahme der Lungenfunktion bei. Prof. Celli: &bdquo;Alle diese Faktoren sind zumindest theoretisch behandelbar und ver&auml;nderbar.&ldquo; Besonderes Interesse gilt gegenw&auml;rtig den Patienten mit einer reduzierten Lungenfunktion in jungen Jahren. In diesen F&auml;llen k&ouml;nne es sich um &bdquo;eine p&auml;diatrische Erkrankung, die erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird&ldquo;, handeln. Allerdings wisse man noch wenig &uuml;ber die ausschlaggebenden Faktoren. Das aktuelle Wissen zur Genese der COPD fasst Prof. Celli folgenderma&szlig;en zusammen: &bdquo;Wir denken, dass es einen genetischen Hintergrund gibt. Wir nehmen an, dass Umweltfaktoren damit zu tun haben. Wir wissen, dass die Pathobiologie eingeschr&auml;nktes Wachstum der Lunge, raschen Abfall des FEV<sub>1</sub>, Lungensch&auml;digungen und systemische Inflammation umfassen kann. Wir kennen die Pathologie mit Erkrankung der &sbquo;small airways&lsquo;, Emphysem und systemischen Effekten. All das &auml;u&szlig;ert sich in einer persistierenden Einschr&auml;nkung des Atemflusses und in Symptomen, Exazerbationen und Komorbidit&auml;ten.&ldquo;</p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1605_Weblinks_seite8.jpg" alt="" width="" height="" /></h2> <h2>Grading und Staging wieder in Diskussion</h2> <p>Im konkreten Fall des individuellen Patienten kommt die Einteilung in Grade und/oder Stadien ins Spiel. Prof. Celli unterstreicht, dass das System des &bdquo;Stag&shy;ing&ldquo; aus der Onkologie &uuml;bernommen wurde und sich daher f&uuml;r nicht onkologische Erkrankungen nur bedingt eignet. Daher hat sich die GOLD-Klassifikation bereits in der aktuellen Version der Leitlinie vom System der Stadien (1&ndash;4) verabschiedet, um der Heterogenit&auml;t der Erkrankung besser gerecht zu werden. Ob und wie weit dieser Versuch erfolgreich war, steht jedoch zur Diskussion. Prof. Celli verweist auf mehrere Studien, in denen sich die alte Klassifikation im Vergleich zur neuen als ebenso guter oder sogar besserer Pr&auml;diktor von Mortalit&auml;t erwiesen hat.<sup>2</sup> Wie man mit dieser Situation umgehen solle, wurde, so Celli, innerhalb des GOLD-Komitees &bdquo;ad nauseam&ldquo; diskutiert. Die Daten legen nahe, dass sich die neue auf Symptome und Exazerbationen fokussierende Klassifikation (GOLD A&ndash;D) besser eignet, um das Exazerbationsrisiko zu bestimmen und die Therapie zu gestalten, w&auml;hrend die alte Stadieneinteilung anhand der Lungenfunktion (GOLD 1&ndash;4) eine bessere Prognosestellung in Bezug auf die Mortalit&auml;t erlaubt. Man solle also zwischen diesen beiden Systemen unterscheiden. Wie das konkret aussehen soll, ist in Diskussion. Vermutlich werde es auf ein kombiniertes Klassifikationssystem mit Staging und Grading hinauslaufen. Patienten werden dann beispielsweise als 1B, 2A oder 3D etc. klassifiziert. Dies solle die Therapie allerdings nicht &uuml;berm&auml;&szlig;ig komplizieren. Prof. Celli weist auf ein k&uuml;rzlich publiziertes Paper hin, das den Kampf gegen die COPD in &bdquo;zehn Geboten&ldquo; zusammenfasst. Diese seien zwar nicht Bestandteil der GOLD-Dokumente, stellen jedoch einen praxisnahen Zugang zur COPD dar (Tab. 1).<sup>3</sup></p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1605_Weblinks_seite9.jpg" alt="" width="382" height="833" /></h2> <h2>Komorbidit&auml;ten bestimmen die Prognose</h2> <p>Besonderer Stellenwert wird in der kommenden GOLD-Leitlinie dem Thema Komorbidit&auml;ten gewidmet. Das Dokument wird, so Prof. Dr. Leonardo Fabbri, Universit&auml;t Modena, hervorheben, dass die COPD bei den meisten Betroffenen mit signifikanten konkomitanten chronischen Erkrankungen assoziiert ist, die sowohl Morbidit&auml;t als auch Mortalit&auml;t erh&ouml;hen. Prof. Fabbri: &bdquo;M&ouml;glicherweise werden wir in Zukunft gar nicht mehr von Komorbidit&auml;ten, sondern von Multimorbidit&auml;t sprechen. Raucher sterben mehrheitlich nicht an der COPD, sondern an anderen Erkrankungen. Sogar Patienten mit COPD sterben mehrheitlich nicht an der COPD, sondern an den Komorbidit&auml;ten, vor allem an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und wie kann ich bei einem Patienten mit COPD und Hyperglyk&auml;mie sagen, dass die Hyperglyk&auml;mie eine Komorbidit&auml;t der COPD ist und nicht umgekehrt? In der Praxis richten wir uns einfach danach, welche Krankheit wir zuerst diagnostizieren, und da wir Pulmologen sind und die Lungenfunktion messen, ist das eben die COPD.&ldquo; Der Umgang mit Multimorbidit&auml;t wird in einem aktuellen NICE-Dokument abgehandelt, ein Kommentar dazu aus pulmologischer Sicht soll demn&auml;chst erscheinen. Prof. Fabbri hat bereits vor acht Jahren vorgeschlagen, COPD als pulmonale Komponente von Multimorbidit&auml;t zu interpretieren.<sup>4</sup> Studiendaten zeigen ein Auftreten unterschiedlichster konkomitanter Erkrankungen bei teilweise mehr als der H&auml;lfte der COPD-Patienten (Abb. 2).<sup>5</sup> Grunds&auml;tzlich sollten die Komorbidit&auml;ten keinen Einfluss auf die Therapie haben und selbst den jeweiligen Leitlinien entsprechend behandelt werden wie auch bei Patienten ohne COPD. Allerdings wird die Leitlinie unterstreichen, dass auf eine einfache Therapie Wert gelegt und Polypharmazie vermieden werden sollte. Als h&auml;ufige Komorbidit&auml;ten werden kardiovaskul&auml;re Erkrankungen, Osteoporose, Angst/Depression sowie gastro&ouml;sophagealer Reflux genannt. Letzterer hat das Potenzial, das Exazerbationsrisiko zu erh&ouml;hen. Dar&uuml;ber hinaus tritt auch Lungenkrebs geh&auml;uft bei COPD-Patienten auf und ist eine h&auml;ufige Todesursache in dieser Population. Im klinischen Alltag sei es wichtig, so Prof. Fabbri, sich als behandelnder Arzt selbst darum zu k&uuml;mmern, dass Komorbidit&auml;ten erkannt und ad&auml;quat behandelt werden, statt sich auf die Kollegen aus anderen Fachrichtungen zu verlassen. Dies betreffe nicht zuletzt Patienten, die sich mit Exazerbationen der pulmologischen Symptomatik pr&auml;sentieren. In solchen F&auml;llen m&uuml;sse immer auch an die M&ouml;glichkeit gedacht werden, dass die Ursache dieser Beschwerden gar nicht die COPD, sondern eine Komorbidit&auml;t ist. Infrage kommt eine Vielzahl von Erkrankungen, von der Lungenembolie &uuml;ber Herzinsuffizienz bis zum Pneumothorax.<sup>6</sup> Dies gelte freilich auch in die andere Richtung, denn Studiendaten zeigen, dass bis zu einem Drittel der Patienten, die wegen Herzinsuffizienz hospitalisiert werden, zumindest zus&auml;tzlich eine COPD haben.<sup>7</sup> COPD hat sich bei Patienten mit kardiovaskul&auml;rer Erkrankung als prognoseverschlechternder Faktor erwiesen.<sup>8</sup> Dies m&uuml;sse bei der Planung der Therapie bedacht und die betroffenen Patienten als Hochrisikopatienten eingestuft werden. Leider zeigen aktuelle Studiendaten, dass eine konsequente Behandlung der COPD bei Patienten mit hohem kardiovaskul&auml;rem Risiko die kardiovaskul&auml;ren Endpunkte nicht beeinflusst.<sup>9</sup></p> <h2><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1605_Weblinks_seite10.jpg" alt="" width="" height="" /></h2> <h2>Akute Exazerbationen beschleunigen den Krankheitsverlauf</h2> <p>Ein zentrales Problem im Management der COPD stellen akute Exazerbationen dar. Gem&auml;&szlig; der gegenw&auml;rtig geltenden GOLD-Definition ist eine akute Exazerbation ein Ereignis, das durch eine Verschlechterung der respiratorischen Symptomatik au&szlig;erhalb der normalen Tagesvariation charakterisiert wird und zu einer Ver&auml;nderung der Medikation f&uuml;hrt. &bdquo;In Zukunft wird es eine deutliche Vereinfachung dieser Definition geben&ldquo;, sagt dazu Prof. Dr. Wisia Wedzicha vom Imperial College London. Beispielsweise sei reichlich unklar, wie eine &bdquo;normal day-to-day variation&ldquo; zu verstehen sei.<br /> Generell sind Exazerbationen bei COPD h&auml;ufig und werden mit zunehmender Schwere der Krankheit h&auml;ufiger. W&auml;hrend im GOLD-Stadium 2 7 % der Patienten innerhalb eines Jahres wegen einer Exazerbation hospitalisiert werden, sind es in Stadium 4 bereits 33 % .<sup>10</sup> Das hat ung&uuml;ns&shy;tige Auswirkungen auf die Prognose. &Uuml;ber vier Jahre kann rund ein Viertel der Abnahme der FEV<sub>1</sub> auf den Effekt von Exazerbationen zur&uuml;ckgef&uuml;hrt werden.<sup>11</sup> Prof. Wedzicha: &bdquo;Daher hat die Pr&auml;vention von Exazerbationen h&ouml;chste Priorit&auml;t. Das ist die Essenz der GOLD-Empfehlungen zu diesem Thema.&ldquo;<br /> Die unterschiedlichen potenziellen Trigger f&uuml;hren auf unterschiedlichen Wegen zur Exazerbation. Bakterien, Viren oder Schadstoffe in der Luft f&uuml;hren zu verst&auml;rkter Entz&uuml;ndung der Atemwege, die dann einerseits &uuml;ber systemische Inflammation, andererseits &uuml;ber Bronchokonstriktion, &Ouml;dem und verst&auml;rkte Schleimbildung zur Symptomatik der Exazerbation beitragen. Hinzu kommt ein erh&ouml;htes kardiovaskul&auml;res Risiko durch die Exazerbation. Prof. Wedzicha: &bdquo;Das Ziel der Therapie ist es, die negativen Auswirkungen der aktuellen Exazerbation zu minimieren und weitere Exazerbationen zu verhindern. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die erfolgreiche Behandlung einer Exazerbation auch das Risiko weiterer Exazerbationen reduziert.&ldquo; Das ist essenziell, denn viele COPD-Patienten erholen sich nach Exazerbationen nicht mehr vollst&auml;ndig, sondern verlieren bei jedem solchen Ereignis ein wenig Lungenfunktion. Eine Studie zur Erholungszeit nach Exazerbationen ergab, dass sich rund ein Viertel der Betroffenen nach einem Monat nicht vollst&auml;ndig erholt hatte und bei 7,1 % die Lungenfunktion, gemessen als morgendliche PEFR (&bdquo;peak expiratory flow rate&ldquo;), auch nach 91 Tagen nicht auf den Ausgangswert zur&uuml;ckgekehrt war.<sup>12</sup> Hospitalisierungen wegen COPD sind mit erh&ouml;hter Mortalit&auml;t assoziiert.<sup>13</sup> Prof. Wedzicha: &bdquo;Andererseits bedeuten Hospitalisierungen aber auch die Chance, die extramural nicht immer ideale Behandlung der Patienten zu verbessern. Wir m&uuml;ssen darauf achten, dass unsere Patienten das Krankenhaus mit optimaler Therapie wieder verlassen.&ldquo; Die kommende GOLD-Guideline 2017 wird ein ausf&uuml;hrliches Kapitel zum &bdquo;Entlassungsmanagement&ldquo; enthalten.</p> <h2>Den Teufelskreis der Exazerbationen durchbrechen</h2> <p>In der Therapie der akuten Exazerbation sollen zun&auml;chst kurz wirksame Bronchodilatatoren zum Einsatz kommen. Sobald wie m&ouml;glich und jedenfalls noch innerhalb des Krankenhauses soll der Patient einen lang wirksamen Bronchodilatator bekommen. Antibiotika finden w&auml;hrend der akuten Exazerbation in Abh&auml;ngigkeit vom klinischen Bild, vor allem von der Purulenz des Sputums, Verwendung. Sowohl alte als auch relativ rezente Studiendaten zeigen im Vergleich zu Placebo bessere Therapieerfolge.<sup>14</sup> Glukokortikoide spielen im Management der Exazerbation eine wichtige Rolle,<sup>15,&nbsp;16</sup> wobei aktuelle Daten zeigen, dass eine kurze Gabe &uuml;ber f&uuml;nf bis sieben Tage ausreicht und Nebenwirkungen minimiert.<sup>17</sup> Prof. Wedzicha: &bdquo;In dieser Frage bin ich allerdings f&uuml;r Individualisierung und w&uuml;rde bei Patienten mit h&auml;ufigen Exazerbationen das Steroid nicht zu fr&uuml;h absetzen.&ldquo; In jedem Fall von hoher Bedeutung ist ein m&ouml;glichst fr&uuml;her Therapiebeginn. Verz&ouml;gerungen f&uuml;hren zu schlechteren Ergebnissen.<sup>18</sup> &bdquo;Je weniger der Therapiebeginn verz&ouml;gert wird, desto schneller erholt sich der Patient&ldquo;, so der Referent. Von Bedeutung im Management der akuten Exazerbation sind nicht zuletzt auch Sauerstoff und nicht invasive Beatmung. Das Management der COPD-Exazerbationen geht weit &uuml;ber die medikament&ouml;se Therapie und intensivmedizinische Ma&szlig;nahmen hinaus. Wedzicha spricht von einer Reihe von &bdquo;care bundles&ldquo;, wie z.B. Edukation, Training der Inhalationstechnik und Rehabilitation. Nicht bew&auml;hrt hat sich hingegen Telemonitoring, es brachte den Patienten in Studien keinen Vorteil.<sup>19</sup><br /> Die GOLD-Empfehlungen zur medikament&ouml;sen Therapie der COPD und damit zur Pr&auml;vention von Exazerbationen sehen gegenw&auml;rtig jeweils eine Erstlinien- und eine Zweitlinientherapie f&uuml;r jede der vier GOLD-Klassen vor. Hier wird es, so Prof. Wedzicha, in Zukunft deutliche Vereinfachungen geben. Dar&uuml;ber hinaus werden auch aktuelle Studien in die Empfehlungen einflie&szlig;en. So hat sich beispielsweise in der FLAME-Studie<sup>20</sup> die Kombination Indacaterol/Glycopyrronium im Vergleich zu Salmeterol/Fluticason hinsichtlich der Pr&auml;vention von Exazerbationen als &uuml;berlegen erwiesen. Dies traf auch bei Patienten mit erh&ouml;hter Eosinophilenzahl zu. Alles in allem gehe es in der Behandlung und Pr&auml;vention von Exazerbationen darum, den Teufelskreis von Exazerbation und in der Folge erh&ouml;hter Anf&auml;lligkeit f&uuml;r weitere Exazerbationen zu durchbrechen.</p> <p>&nbsp;</p> <p><strong>Abstract</strong></p> <h2>Weniger Exazerbationen mit Fluticasonfuroat/Vilanterol</h2> <p>Die Salford Lung Study (SLS) ist eine randomisierte, kontrollierte Studie, die in einem m&ouml;glichst praxisnahen Umfeld Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten zum Management der COPD generiert. So wurden Patienten &uuml;ber 40 Jahre mit mindestens einer Exazerbation innerhalb der vergangenen 3 Jahre 1:1 in zwei Gruppen randomisiert und &uuml;ber 12 Monate entweder mit Fluticasonfuroat (FF)/Vilanterol (VI) oder Standard-Erhaltungstherapie behandelt. Prim&auml;rer Endpunkt war die j&auml;hrliche Exazerbationsrate. Dabei erwies sich die Kombination FF/VI als &uuml;berlegen im Sinne einer signifikanten Reduktion der Exazerbationsrate um 8,4 % , ohne dass daf&uuml;r vermehrte Nebenwirkungen in Kauf genommen werden mussten. Insbesondere die Inzidenz von Pneumonien wurde durch FF/VI im Vergleich zur Standardtherapie nicht erh&ouml;ht (IR 1,1; 95 % CI: 0,9&ndash;1,5). Schwere Nebenwirkungen traten in den Gruppen vergleichbar h&auml;ufig auf.<br /> <br /> Vestbo J et al: Effect of fluticasone furoate (FF)/vilanterol (VI) on the rate of COPD exacerbations in everyday clinical practice: results of the COPD Salford lung study (SLS). ERS 2016; Abstract OA249</p> <p>&nbsp;</p> <p><strong>Abstract</strong></p> <h2>Die Therapie z&auml;hlt, nicht die Messmethode</h2> <p>In der FLAME-Studie wurde die duale Bronchodilatation mit Indacaterol/Glycopyrronium (IND/GLY) mit einer den aktuellen GOLD-Empfehlungen entsprechenden LABA/ICS-Kombination von Salmeterol und Fluticason (SFC) im Hinblick auf die Reduktion von Exazerbationen bei COPD verglichen. Im Rahmen des ERS-Kongresses 2016 wurden mehrere Auswertungen dieser Studie pr&auml;sentiert. Generell zeigt FLAME die &Uuml;berlegenheit von IND/GLY im Vergleich zur LABA/ICS-Kombination. Diese ist, so eine der Auswertungen, unabh&auml;ngig von der verwendeten Messmethode f&uuml;r das Outcome. Exazerbationen wurden bewertet nach der E-Tagebuch-Definition, nach der Nutzung des Gesundheitssystems oder nach dem aus 14 Items bestehenden EXACT-PRO-Fragebogen. Dabei fiel kein Unterschied zwischen den Bewertungssystemen auf. Die duale Bronchodilatation reduzierte die H&auml;ufigkeit von Exazerbationen, unabh&auml;ngig davon, wie diese festgestellt wurden. Mit dem EXACT-PRO traf dies allerdings nur numerisch zu, da die Zahl der Patienten insgesamt zu gering war, um ausreichende statistische Power zu gew&auml;hrleisten.<br /> <br /> Keininger D et al: Indacaterol/glycopyrronium (IND/GLY) is more effective than salmeterol/fluticasone (SFC) in reducing exacerbations, regardless of outcome measurement utilised: results from the FLAME study. ERS 2016; Abstract OA3314</p> <p>&nbsp;</p> <p><strong>Abstract</strong></p> <h2>COPD: weniger Angst und Depression dank Bewegung?</h2> <p>Angst und Depression geh&ouml;ren zu den h&auml;ufigsten und f&uuml;r die Betroffenen belastendsten Komorbidit&auml;ten der COPD. Eine im Rahmen des ERS-Kongresses 2016 vorgestellte Studie legt nun nahe, dass k&ouml;rperliches Training diese Belastung reduzieren kann. Dazu untersuchten die Autoren die Assoziationen zwischen geringer k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t und 7 h&auml;ufigen COPD-Komorbidit&auml;ten. F&uuml;r die Studie wurden 409 Patienten aus den Niederlanden und der Schweiz, deren Aktivit&auml;tsniveau mit dem &bdquo;Longitudinal Aging Study Amsterdam (LASA) Physical Activity Questionnaire&ldquo; (LAPAQ) erhoben wurde, &uuml;ber 5 Jahre beobachtet. W&auml;hrend der Beobachtungszeit berichteten die Patienten ihre Komorbidit&auml;ten (kardiovaskul&auml;r, neurologisch, hormonell, muskuloskelettal, Krebs sowie Infektionskrankheiten). Die Bewertung des psychischen Zustandes erfolgte anhand des &bdquo;Hospital Anxiety and Depression Scale Questionnaire&ldquo;. Die Auswertung ergab, dass h&ouml;here k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t zu Beginn der Studie mit einem signifikant reduzierten Risiko einer psychischen Erkrankung assoziiert war (OR: 0,70; 95 % CI: 0,60&ndash;0,81; p&lt;0,001). Das Risiko, &uuml;ber die n&auml;chsten 5 Jahre eine Angstst&ouml;rung zu entwickeln, war um 11 % reduziert (HR: 0,88; 0,78&ndash;0,99; p=0,03), das Depressionsrisiko um 15 % (HR: 0,83; 0,74&ndash;0,94; p=0,00399). Zwischen der k&ouml;rperlichen Aktivit&auml;t und den &uuml;brigen Komorbidit&auml;ten wurden keine Zusammenh&auml;nge gefunden.<br /> <br /> Puhan M et al: Physical activity and risk of comorbidities in patients with chronic obstructive pulmonary disease. ERS 2016; Abstract OA 3302</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Lange P et al: Lung-function trajectories leading to chron&shy;ic obstructive pulmonary disease. N Engl J Med 2015; 373(2): 111-22 <strong>2</strong> Lange P et al: Prediction of the clinical course of chronic obstructive pulmonary disease, using the new GOLD classification: a study of the general population. Am J Respir Crit Care Med 2012; 186(10): 975-81 <strong>3</strong>&nbsp;Marin JM et al: Simplifying the guidelines: the 10 COPD commandments. Arch Bronconeumol 2016; 52(4): 179-80 <strong>4</strong> Fabbri LM et al: Complex chronic comorbidities of COPD. Eur Respir J 2008; 31(1): 204-12 <strong>5</strong> Vanfleteren LE et al: Clusters of comorbidities based on validated objective measurements and systemic inflammation in patients with chronic obstructive pulmonary disease. Am J Respir Crit Care Med 2013; 187(7): 728-35 <strong>6</strong> Begh&eacute; B et al: Exacerbation of respiratory symptoms in COPD patients may not be exacerbations of COPD. Eur Respir J 2013; 41(4): 993-5 <strong>7</strong> Roversi S et al: Chronic obstructive pulmonary disease and cardiac diseases: an urgent need for integrat&shy;ed care. Am J Respir Crit Care Med 2016 Sep 2; [Epub ahead of print] <strong>8</strong> Campo G et al: Impact of COPD on long-term outcome after ST-segment elevation myocardial infarction receiving primary percutaneous coronary intervention. Chest 2013; 144(3): 750-7 <strong>9</strong> Vestbo J et al: Fluticasone furoate and vilanterol and survival in chronic obstructive pulmonary disease with heightened cardiovascular risk (SUMMIT): a double-blind randomised controlled trial. Lancet 2016; 387(10030): 1817-26 <strong>10</strong> Hurst JR et al: Susceptibility to exacerbation in chronic obstructive pulmonary disease. N Engl J Med 2010; 363(12): 1128-38 <strong>11</strong> Donaldson GC et al: Relationship between exacerbation frequency and lung function decline in chronic obstructive pulmonary disease. Thorax 2002; 57(10): 847-52 <strong>12</strong> Seemungal TA et al: Time course and recovery of exacerbations in patients with chronic obstructive pulmonary disease. Am J Respir Crit Care Med 2000; 161(5): 1608-13 <strong>13</strong> M&uuml;llerova H et al: Hospitalized exacerbations of COPD: risk factors and outcomes in the ECLIPSE cohort. Chest 2015; 147(4): 999-1007 <strong>14</strong> Anthonisen NR et al: Antibiotic therapy in exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease. Ann Intern Med 1987; 106(2): 196-204 <strong>15</strong>&nbsp;Llor C et al: Efficacy of antibiotic therapy for acute exacerbations of mild to moderate chronic obstructive pulmonary disease. Am J Respir Crit Care Med 2012; 186(8): 716-23 <strong>16</strong> Davies L et al: Oral corticosteroids in patients admitted to hospital with exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease: a prospective randomised controlled trial. Lancet 1999; 354(9177): 456-60 <strong>17</strong> Leuppi JD et al: Short-term vs conventional glucocorticoid ther&shy;apy in acute exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease: the REDUCE randomized clinical trial. JAMA 2013; 309(21): 2223-31 <strong>18</strong> Wilkinson TM et al: Early ther&shy;apy improves outcomes of exacerbations of chronic ob&shy;structive pulmonary disease. Am J Respir Crit Care Med 2004; 169(12): 1298-303 <strong>19</strong> Pinnock H et al: Effectiveness of telemonitoring integrated into existing clinical services on hospital admission for exacerbation of chronic obstructive pulmonary disease: researcher blind, multicentre, randomised controlled trial. BMJ 2013; 347: f6070 <strong>20</strong>&nbsp;Wedzicha JA et al: Indacaterol-glycopyrronium versus salmeterol-fluticasone for COPD. N Engl J Med 2016; 374(23): 2222-34</p> </div> </p>
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