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Plattensystem LOQTEQ®

Neue Ideen in der winkelstabilen Plattenosteosynthese

<p class="article-intro">Winkelstabile Implantate haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und zu einem deutlichen Fortschritt in der Versorgung von Frakturen der verschiedenen anatomischen Regionen geführt. Heutzutage bieten die winkelstabilen Implantate mit überzeugenden Ergebnissen bei der Anwendung in der Alterstraumatologie auch über den osteoporotischen Knochen hinaus deutliche Vorteile in der Stabilität und Versorgungsqualität.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Winkelstabile Implantate verbessern die dauerhafte Verankerung und somit die Osteosynthese und sichern dadurch eine fr&uuml;hfunktionelle Be&uuml;bung der operierten Extremit&auml;t.</li> <li>Die LOQTEQ&reg;-Platte bietet neben der winkelstabilen Verankerung auch die M&ouml;glichkeit, eine Kompression auf den Frakturspalt aus&shy;zu&uuml;ben, um so die Knochenbruchheilung zu stimulieren.</li> <li>Gerade die LOQTEQ&reg;-Platten f&uuml;r das distale Femur und die proximale Tibia zeichnen sich durch eine enorm hohe Stabilit&auml;t aus, was eine fr&uuml;hzeitige Belastbarkeit der Osteosynthese und so die Fr&uuml;hmobilisation des Patienten auch nach &bdquo;Open wedge&ldquo;-Osteotomien erm&ouml;glicht.</li> <li>Innovative Funktionalisierungen, wie die Silberbeschichtung, erweitern das Indikationsspektrum, sch&uuml;tzen vor Biofilmbildung und somit chronischen Infekten.</li> </ul> </div> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite46.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Das anatomische Traumaversorgungssystem LOQTEQ&reg; der Firma aap Implantate AG wurde 2011 auf dem Markt eingef&uuml;hrt. Die Klinik und Poliklinik f&uuml;r Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universit&auml;tsklinikums Gie&szlig;en-Marburg GmbH, Standort Gie&szlig;en, Deutschland, geh&ouml;rte zu den Erstanwendern dieses innovativen Systems. Kernfeature dieses Plattensystems ist eine Verriegelungstechnologie, die es erm&ouml;glicht, mit einer winkelstabilen Schraube eine interfragment&auml;re Kompression zu erzeugen und damit eine prim&auml;re Knochenheilung zu erm&ouml;glichen. Somit hat man bei der Versorgung mit diesem System die Wahl: entweder eine direkte Knochenbruchheilung durch eine exakte Reposition und interfragment&auml;re Kompression zu erzeugen oder durch Wiederherstellung der Achse und minimal invasives Einschieben der Platte eine indirekte Knochenbruchheilung zu erm&ouml;glichen.<br /> Die bereits seit einigen Jahren bekannte M&ouml;glichkeit, eine Kompression auf einen Frakturspalt auszu&uuml;ben, indem eine nicht winkelstabile Schraube exzentrisch in ein Langloch eingeschraubt wird, wurde aufgegriffen und weiterentwickelt (Abb. 1). &Uuml;ber eine spezielle Zielbuchse kann die winkelstabile Schraube 1mm oder 2mm exzentrisch des Plattenlochgewindes eingeschraubt werden, gleitet durch die konische Form des Schraubenkopfes bei Eintritt in das Gleitloch in Richtung der Frakturzone und komprimiert das gefasste Fragment so gegen das Gegenfragment, bis das Kopfgewinde der Schraube im Plattenlochgewinde verriegelt wird. Die Verwendung einer winkelstabilen Schraube bietet dadurch mehr Sicherheit beim osteoporotischen Knochen und bei multifragment&auml;ren Frakturen, womit eine fr&uuml;hfunktionelle &Uuml;bungsbehandlung und damit ein besseres Behandlungsergebnis erzielt werden k&ouml;nnen. Die hohe Stabilit&auml;t der Platten-Schrauben-Verbindung wurde in aufwendigen biomechanischen Tests nachgewiesen (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite47_1.jpg" alt="" width="736" height="494" /></p> <p>Nicht nur die Platten-Schrauben-Verbindung, sondern auch die Platten selbst verf&uuml;gen &uuml;ber eine besonders hohe Festigkeit, welche in umfangreichen Untersuchungen nachgewiesen wurde. Hier zeigte sich bei der dynamischen Testung, dass s&auml;mtliche anatomische Platten des LOQTEQ&reg;-Systems eine mindestens gleichwertige, in den meisten F&auml;llen jedoch h&ouml;here Versagenslast als die Implantate anderer Hersteller hatten (Abb. 3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite47_2.jpg" alt="" width="740" height="544" /></p> <p>Insbesondere bei kniegelenknahen &bdquo;Open wedge&ldquo;-Umstellungsosteotomien ist eine belastbare Plattenosteosynthese notwendig, um die Osteotomie-/Defektsituation ausreichend und belastungsstabil versorgen zu k&ouml;nnen (Abb. 4). Materialversager konnten hierbei mit dem LOQTEQ&reg;-System bislang nicht nachgewiesen oder gesehen werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite47_3.jpg" alt="" width="380" height="743" /></p> <p>In einer experimentellen Studie zu Defektfrakturen am distalen Femur beim osteoporotischen Knochen erfolgte der Einsatz einer angepassten LOQTEQ&reg;-Platte. Unmittelbar nach der operativen Versorgung wurde die operierte Extremit&auml;t im Modell mit einem Gewicht von bis zu 100kg belastet. Hierbei wurden nach einer Beobachtungszeit von drei Mo&shy;naten keinerlei Materialversager fest&shy;gestellt, was f&uuml;r die hohe biomechanische Belastbarkeit der LOQTEQ&reg;-Platte spricht.<br /> Das Plattensystem deckt alle g&auml;ngigen Indikationen wie Clavicula, Humerus, Radius, Femur und Tibia ab. Nichtdestotrotz wird stetig an einer Erweiterung des Portfolios gearbeitet. Das k&uuml;rzlich auf den Markt gebrachte periprothetische Plattensystem tr&auml;gt dem steigenden Bedarf geriatrischer Versorgungen in der Alterstraumatologie Rechnung (Abb. 5). Auch hier wurde eine innovative L&ouml;sung gefunden, die es erm&ouml;glicht, kleine Scharniere an der Platte zu befestigen, in die wiederum polyaxiale Schrauben eingebracht werden k&ouml;nnen. Dieser hohe Grad an Freiheit erm&ouml;glicht es auch bei einliegender H&uuml;ft- oder Knieprothese (insbesondere auch H&uuml;ft- und Knie-Revisionsprothesen), Schrauben an dieser vorbei zu platzieren und damit eine stabile Osteosynthese herzustellen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite47_4.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Besonders hervorzuheben ist auch das au&szlig;erordentlich gute Explantationsverhalten der Plattensysteme. Probleme wie &bdquo;cold welding&ldquo; oder fest eingewachsene Implantate, die zu erheblichen Verz&ouml;gerungen der OP und unter Umst&auml;nden auch zur Verunreinigung des Op-Situs durch Titansp&auml;ne f&uuml;hren k&ouml;nnen, traten bei keinem der bisher eingesetzten LOQTEQ&reg;-Implantate auf. <br /> Auch das Thema Infektion steht bei der Firma aap im Fokus. Aktuell wird an einer Silberbeschichtung der Implantate gearbeitet (Abb. 6), welche die Biofilmbildung auf dem Implantat verhindern soll. Die Zulassung dieser Implantate wird noch heuer erwartet und verspricht eine zielf&uuml;hrende Behandlung von Patienten mit offenen Frakturen oder im Rahmen von unterschiedlichen Infektsituationen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite48_1.jpg" alt="" width="738" height="621" /></p> <h2>Klinische Anwendungsbeispiele</h2> <p>Im Folgenden werden einige klinische Anwendungsbeispiele f&uuml;r die winkelstabilen LOQTEQ&reg;-Platten gezeigt. In der Notfallaufnahme stellt sich ein 50-j&auml;hriger Patient vor, der im Rahmen eines h&auml;uslichen Unfalles auf den linken Arm gest&uuml;rzt ist. Auf den CT-Bildern (Abb. 7) zeigt sich eine mehrfragment&auml;re Humeruskopffraktur.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite48_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Die winkelstabile Verankerung der Schrauben im Plattenloch erm&ouml;glicht eine stabile Osteosynthese (Abb. 8). Die Platte wird nicht durch die Haftreibung zwischen Platte und Knochen stabilisiert, sondern durch die Verbindung zwischen Kopfgewinde und Plattengewinde. Die winkelstabile Platte wird &uuml;ber einen weichteilschonenden Zugang (deltoideopectoral) von vorne zwischen dem M. deltoideus und der Brustmuskulatur eingebracht.</p> <p>Postoperativ erfolgt meist eine Ruhigstellung der operierten Extremit&auml;t in einer Desault-Weste bis zum Abschluss der Wundheilung. Hierdurch kann sich das traumatisierte Weichteilgewebe erholen und die Gefahr einer Wundheilungs&shy;st&ouml;rung ist geringer. Im &Uuml;brigen dient dies auch zur Schmerztherapie. Erste Pendel&uuml;bungen ohne Widerstand k&ouml;nnen aber bereits zu diesem Zeitpunkt durch&shy;gef&uuml;hrt werden. Die winkelstabile Plattenosteosynthese gew&auml;hrleistet meist eine &uuml;bungsstabile Situation. Ein Belastungsaufbau wird nach radiologischer Kontrolle in der 7. Woche begonnen. Nach radiologisch gesicherter kn&ouml;cherner Heilung erfolgt die Entfernung des Implantatmaterials in der Regel nach 1,5 Jahren. <br /> Ein 31-j&auml;hriger Patient hat sich bei einem Sprung von einer Treppe eine Tibia&shy;kopffraktur zugezogen. Die initiale R&ouml;ntgendiagnostik zeigt eine mehrfragment&auml;re Tr&uuml;mmerfraktur der lateralen Gelenkfl&auml;che (Abb. 9 A&ndash;C). Im weiteren Verlauf erfolgte die offene Reposition und winkelstabile Plattenosteosynthese mittels LOQTEQ&reg;-Platte (Abb. 9 D&ndash;E). W&auml;hrend der Operation wird dabei das Kniegelenk er&ouml;ffnet, um eine stufen&shy;&shy;lo&shy;&shy;se Wiederherstellung der Gelenkfl&auml;che des Tibiaplateaus zu erreichen. Die LOQTEQ&reg;-Platte sichert dann die reponierten Fragmente in ihrer Position und bietet durch ihre lange Beschaffenheit und Dicke eine hervorragende Abst&uuml;tzfunktion, um die axialen Kr&auml;fte aufnehmen zu k&ouml;nnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite49_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Trotz der ausgezeichneten Stabilit&auml;t der winkelstabilen Osteosyntheseplatte kommt es h&auml;ufig zu Nachsinterungen des spongi&ouml;sen Knochens und somit zum Einsinken der Gelenkfl&auml;che, weshalb eine achtw&ouml;chige Teilbelastung trotzdem notwendig ist. In der Regel heilt eine solche laterale Tibiakopffraktur binnen drei Monaten aus (Abb. 10 A und B). Eine Implantatentfernung wird gew&ouml;hnlich nach ein bis zwei Jahren empfohlen (Abb. 10 C und D).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite49_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Das winkelstabile Plattensystem LOQTEQ&reg; stellt eine Verbesserung der bekannten winkelstabilen Implantate dar. Die Kompression und gleichzeitige Winkelstabilit&auml;t erh&ouml;hen die Patientensicherheit. Die hohe mechanische Stabilit&auml;t und Produktqualit&auml;t der LOQTEQ&reg;-Implantate reduzieren das Risiko f&uuml;r Implantatversagen auch bei schwierigen anatomischen Situationen und beim systemisch erkrankten Knochen (Osteoporose, Tumorerkrankung). Die deutlich einfachere Explantierbarkeit ohne Kaltverschwei&szlig;ung erh&ouml;ht die Patientensicherheit und hilft, Kosten f&uuml;r aufwendige Explantationseingriffe zu vermeiden. Die neuen Entwicklungen wie die periprothetischen Implantate und eine antibakterielle Beschichtung zeigen den Weg auf, den die Implantate in naher Zukunft in der Alterstraumatologie und septischen Chirurgie nehmen werden.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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