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Mammakarzinom

<p class="article-intro">Im folgenden Beitrag sind einige praxisrelevante Aspekte von Studien rund um die Thematik des Mammakarzinoms, wie ACOSOG Z0011 oder PHEREXA, die beim ASCO-Meeting 2016 präsentiert wurden, zusammengefasst.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>ACOSOG Z0011</h2> <p>Giuliano et al pr&auml;sentierten die 10-Jahres-Resultate dieser randomisierten Studie zu axill&auml;rer Lymphadenektomie versus keine Lymphadenektomie bei Patientinnen mit Mammakarzinom im klinischen Stadium I und II und einem positiven Sentinellymphknoten. Patientinnen mit klinisch negativer Axilla, brusterhaltender Therapie, geplanter adjuvanter Radio- und Chemotherapie sowie 1&ndash;2 positiven Sentinellymphknoten bei der H&auml;matoxylin-Eosin-F&auml;rbung wurden randomisiert. Die erste Auswertung ergab keinen Unterschied hinsichtlich der Rezidivraten und des &Uuml;berlebens zwischen jenen Patientinnen, die eine axill&auml;re Lymphadenektomie erhielten, gegen&uuml;ber jenen ohne eine solche Therapie (nur Sentinellymphknotenbiopsie, SLNB). 446 Patienten erhielten eine SLNB allein und 445 eine SLNB plus axill&auml;re Lymphadenektomie (ALND). Die Charakteristika der Patientinnen waren vergleichbar. Bei Patienten der SNLB-Gruppe wurden im Median 2, in der Gruppe mit ALND 17 Lymphknoten aus der Axilla entfernt. 18 % der ALND-Gruppe und 5 % der SLNB-Gruppe wiesen &ge;3 positive Lymphknoten auf (p&lt;0,001). 83 % der Karzinome waren hormonrezeptorpositiv, bei 35&ndash;41 % wurde eine Lymphgef&auml;&szlig;invasion diagnostiziert, 28&ndash;29 % waren schlecht differenziert, die Prim&auml;rtumoren waren 1,6 bis 1,7cm gro&szlig;. 96 % der Patientinnen erhielten eine Chemo- oder Hormontherapie (Tab. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite118.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p><strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> In selektiven Krankheitsf&auml;llen stellt die SLNB allein bei klinisch negativer Axilla und 1&ndash;2 histologisch positiven Sentinellymphknoten bei Anwendung adjuvanter Radiotherapie und Chemotherapie eine sichere Therapieoption dar.</p> <h2>Randomisierte Studie zur Resektion des Prim&auml;rtumors</h2> <p>Soran und Kollegen pr&auml;sentierten eine randomisierte Phase-III-Studie aus der T&uuml;rkei.<sup>2</sup> Die 3-Jahres-Analyse hatte keine signifikanten Unterschiede ergeben. 274 Patientinnen wurden randomisiert. Einschlusskriterien f&uuml;r die Randomisierung waren u.a. ein resezierbarer Prim&auml;rtumor und die Eignung f&uuml;r Systemtherapie. Alter, BMI, HER2/neu-Status, histologischer Tumortyp, Gr&ouml;&szlig;e, Grading und das Verh&auml;ltnis zwischen Knochen- und Viszeralmetastasen waren in beiden Gruppen vergleichbar (p&gt;0,05). Tumoren im cT4-Stadium waren im Systemtherapiearm h&auml;ufiger, ebenso tripelnegative Tumoren. In der Mehrzahl der F&auml;lle waren Knochenmetastasen vorhanden. Die Resektion des Prim&auml;rtumors f&uuml;hrte zu keiner Erh&ouml;hung der 30-Tages-Mortalit&auml;ts-Rate. Das mediane &Uuml;berleben war in der Gruppe mit Resektion des Prim&auml;rtumors signifikant l&auml;nger als in jener mit prim&auml;rer Systemtherapie (46 vs. 37 Monate).<br /> <br /> <strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Bei selektierten Patientinnen mit prim&auml;r metastasiertem Mammakarzinom, wie jenen mit Hormonrezeptorpositivit&auml;t, negativem HER2-Status, Alter &lt;55 Jahren und solit&auml;ren Knochenmetastasen, stellt die initiale Operation des Prim&auml;rtumors und der Axilla eine valide Option dar.</p> <h2>Register zur Prim&auml;rtumoroperation von Mammakarzinomen im Stadium IV</h2> <p>Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung wurden 127 Patientinnen mit prim&auml;r metastasiertem Mammakarzinom in ein Register aufgenommen. Alle wiesen eine De-novo-Metastasierung auf (Stadium IV). Alle Patientinnen erhielten eine initiale systemische Erstlinientherapie entsprechend der &auml;rztlichen Entscheidung. Kohorte 1 umfasste jene Patientinnen, die auf diese 6-monatige Therapie angesprochen hatten (mindestens Stabilisation der Erkrankung; n=94; 85 % ). Die &uuml;brigen 27 Patientinnen wiesen eine Progression auf. Die 3-Jahres-&Uuml;berlebens-Rate betrug 78 % in der Kohorte 1 und 24 % in Kohorte 2. In Kohorte 1 (&bdquo;responder&ldquo;) wurde den Patientinnen eine Resektion des Prim&auml;rtumors angeboten. 41 % der Patientinnen w&auml;hlten diese Option. Die Operation hatte bei den Patientinnen mit Resektion des Prim&auml;rtumors gegen&uuml;ber jenen ohne Operation keinen Einfluss auf das &Uuml;berleben.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Die Mehrzahl der Patientinnen mit De-novo-Metastasierung sprach auf die Erstlinientherapie an. Die Operation hatte keinen Vorteil f&uuml;r das &Uuml;berleben. Diese Daten sprechen daf&uuml;r, bei der Auswahl von Patientinnen mit prim&auml;rer Metastasierung hinsichtlich einer Operation des Prim&auml;rtumors Vorsicht walten zu lassen.</p> <h2>PHEREXA: randomisierte Phase-III-Studie</h2> <p>In dieser randomisierten Studie zu Capecitabin (C) + Trastuzumab (T) + Pertuzumab (P) bei Patientinnen mit HER2-positivem metastasiertem Mammakarzinom bei Progression w&auml;hrend bzw. nach einer Linie einer Trastuzumab-haltigen Therapie wurde die aktuelle Standardsubstanz in der Therapie des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms, Pertuzumab, als 3. Agens in das Therapieschema von Trastuzumab und Capecitabin integriert.<sup>4</sup> Das Schema lautete: P 840mg, danach 420mg, Trastuzumab 8mg/kg, danach 6mg/kg und Capecitabin 2.000mg/m<sup>2</sup>/Tag Tag 1&ndash;14. Alle 452 Patientinnen hatten als Vortherapie ein Taxan erhalten und die Erkrankung progredierte w&auml;hrend einer Erstlinientherapie mit Trastuzumab. Prim&auml;rer Studienendpunkt war das progressionsfreie &Uuml;berleben bei unabh&auml;ngigem Review. Das mediane PFS betrug im Arm mit P + T + C 11 Monate vs. 9 Monate bei T+C-Therapie (HR: 0,82; p=0,07). Die Interimsanalyse zum Gesamt&uuml;berleben ergab einen Vorteil f&uuml;r den Pertuzumab-Arm (36,1 Monate vs. 28,1 Monate; HR: 0,68). Die Nebenwirkungen beider Therapiearme waren nicht wesentlich unterschiedlich.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Es handelt sich um eine negative Studie f&uuml;r Pertuzumab. Es gab keine negativen Toxizit&auml;tssignale von P in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin.</p> <h2>Aggressive medizinische Betreuung junger Patienten mit Krebs</h2> <p>Aggressive medizinische Betreuung Krebskranker am Ende des Lebens wird weithin als nachteilig eingestuft. Das schlie&szlig;t krebsspezifische Prozeduren und Therapien ein, Notfallaufnahmen und Aufnahmen auf Intensivstationen sowie Tod im Krankenhaus. In der vorliegenden Studie wurde die aggressive medizinische Betreuung in den letzten 30 Lebenstagen bei 28.731 unter 65-j&auml;hrigen Karzinompatienten auf Basis der &bdquo;Claims Data from the Health Core Integrated Research Database&ldquo; aus 14 US-Bundesstaaten analysiert (Bronchus-, Kolorektal-, Mamma-, Pankreas- und Prostatakarzinom).<sup>5</sup> Unter allen Krebsarten erfolgten die intensivsten medizinischen Interventionen bei Patienten mit Bronchuskarzinom. Daten zu 5.855 Patientinnen mit Mammakarzinom sind in Tabelle 2 zusammengefasst.</p> <p><strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Bei einem substanziellen Anteil von Krebspatienten erfolgt in den letzten 30 Tagen des Lebens eine &Uuml;bertherapie mit aggressiven medizinischen Ma&szlig;nahmen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite119.jpg" alt="" width="" height="" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Giuliano AE et al: Ten-year survival results of ACOSOG Z0011: a randomized trial of axillary node dissection in women with clinical I1-2 N0 M0 breast cancer who have a positive sentinel node. 2016 ASCO Annual Meeting, Oral Abstract Session, Abstract #1007<br /><strong>2</strong> Soran A et al: A randomized controlled trial evaluating resection of the primary breast tumor in women presenting with de novo stage IV breast cancer: Turkish study. 2016 ASCO Annual Meeting, Oral Abstract Session, Abstract #1005<br /><strong>3</strong> King T et al: A prospective analysis of surgery and survival in stage IV breast cancer (TBCRC 013). 2016 ASCO Annual Meeting, Oral Abstract Session, Abstract #1006<br /><strong>4</strong> Urruticoechea A et al: PHEREXA: a phase III study of trastuzumab (H) + capecitabine + pertuzumab for patients who progressed during/after one line of H-based therapy in the HER2-positive metastastic breast cancer. 2016 ASCO Annual Meeting, Oral Abstract Session, Abstract #504<br /><strong>5</strong> Chen R et al: Aggressive care at the end of life for younger patients with cancer: impact of ASCO&rsquo;s choosing wisely campaign. 2016 ASCO Annual Meeting, Poster Session, Abstract #LBA10033<br /><br /></p> </div> </p>
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