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Niedervoltage im EKG anhand eines Fallbeispiels

<p class="article-intro">Unser Fallbericht, den wir in dieser Ausgabe vorstellen möchten, befasst sich mit der Diagnose der Niedervoltage im EKG. Dieser können neben den weitaus häufigsten kardialen Ursachen auch nicht kardiale Ursachen zugrunde liegen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Unsere Patientin im Alter von 75 Jahren wurde durch den Notarzt aufgrund einer symptomatischen Hypoglyk&auml;mie (BZ initial 45mg/dl) bei Typ-2-Diabetes unter oraler antidiabetischer Medikation aufgenommen. Zum Aufnahmezeitpunkt pr&auml;sentierte sie sich in deutlich reduziertem Allgemeinzustand. Trotz Volumensubstitution (1.000ml Kristalloid) war die Blutdrucksituation ausgepr&auml;gt hypotensiv mit RR-Werten um 70/50mmHg. Die Patientin war subfebril und nur teilweise orientiert.<br /> Aus der Anamnese vorbekannt waren, wie bereits erw&auml;hnt, ein Typ-2-Diabetes, eine chronische Niereninsuffizienz sowie eine chronische Polyarthritis unter immunsuppressiver Therapie, dar&uuml;ber hinaus eine arterielle Hypertonie sowie eine pAVK IV links.<br /> Laborchemisch auffallend waren neben deutlich erh&ouml;hten Entz&uuml;ndungsparametern auch ein akutes Nierenversagen sowie eine eingeschr&auml;nkte Lebersyntheseleistung mit herabgesetztem Spontanquick.<br /> Die Patientin wurde aufgrund des Verdachts auf ein septisches Zustandsbild auf der internistischen Intensivstation hospitalisiert und ein Aufnahme-EKG erstellt (Abb. 1).<br /> EKG-Befund: Sinusrhythmus, f-90/min, Linkslagetyp, Vorhoferregung und atrioventrikul&auml;re &Uuml;berleitung unauff&auml;llig, die QRS-Komplexe schlank konfiguriert, bei insgesamt deutlich verringerter Amplitude &ndash; periphere und zentrale Niedervoltage, bez&uuml;glich der Repolarisation keine wesentlichen Auff&auml;lligkeiten</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite78.jpg" alt="" width="935" height="495" /></p> <h2>Niedervoltage</h2> <p>Prinzipiell kann im EKG zwischen einer zentralen und einer peripheren Niedervoltage unterschieden werden, wobei definitionsgem&auml;&szlig; bei einer zentralen Niedervoltage die maximale R-Zacke in den pr&auml;kordialen Ableitungen weniger als 0,75mV betr&auml;gt. Im Falle einer peripheren Niedervoltage liegt die h&ouml;chste R-Zacke in den Extremit&auml;ten&shy;ableitungen unter 0,5mV. Einer Niedervoltage im EKG k&ouml;nnen neben kardialen Erkrankungen auch extrakardiale Ursachen zugrunde liegen, wobei im Folgenden die h&auml;ufigsten aufgelistet werden:</p> <ul> <li>extrakardial: Hypothyreose, Lungenemphysem, Adipositas, &Ouml;deme</li> <li>perikardial: ausgepr&auml;gte Perikarderg&uuml;sse, Pericarditis constrictiva, Perikardtumoren</li> <li>myokardial: koronare Herzkrankheit und kombinierter Vorder- und Hinterwandmyokardinfarkt, Amyloidose, Sklerodermie, Morbus Addison</li> </ul> <h2>Serie: EKG &ndash; Aufl&ouml;sung</h2> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1603_Weblinks_Seite81.jpg" alt="" width="952" height="514" /></p> <p>Im dargestellten Fallbericht fand sich bei der 75-j&auml;hrigen Patientin passend zur peripheren und zentralen Niedervoltage im EKG in der akut durchgef&uuml;hrten Echokardiografie ein beinahe zirkumferenzieller echodichter h&auml;modynamisch wirksamer Perikarderguss. Trotz Perikardpunktion und Drainage des beschriebenen Ergusses war jedoch keine Kreislaufstabilisierung m&ouml;glich. Leider verstarb die Patientin letztlich im Rahmen eines septischen Schocks. <br /> In der weiterfolgend durchgef&uuml;hrten Obduktion konnte ein Pleura- und Perikardempyem ohne definitiven Keimnachweis bei kryptogener Sepsis und vorbestehender Polyarthritis vermutlich im Rahmen der immunsuppressiven Therapie als Todesursache diagnostiziert werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Bruch C et al: Changes in QRS voltage in cardiac &shy;tamponade and pericardial effusion: reversibility after pericardiocentesis and after anti-inflammatory drug treatment. J Am Coll Cardiol 2001; 38(1): 219-26. Doi: 10.1016/S0735-1097(01)01313-4 <br />&bull; Eisenberg MJ et al: The diagnosis of pericardial effusion and cardiac tamponade by 12-lead ECG. A technology assessment. Chest 1996; 110(2): 318-24 <br />&bull; Thadani U et al: Cardiac tamponade, constrictive &shy;pericarditis and pericardial resection in rheumatoid &shy;arthritis. Medicine (Baltimore) 1975; 54(3): 261-70</p> </div> </p>
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