© Mohammed Haneefa Nizamudeen iStockphoto

ERS 2019

Antifibrotische Therapien wirken nicht nur bei IPF

<p class="article-intro">Mehrere randomisierte klinische Studien zeigen die Wirksamkeit von Nintedanib und Pirfenidon auch außerhalb der Zulassung dieser Substanzen, nämlich bei fibrosierenden Lungenerkrankungen, die nicht den Kriterien für eine idiopathische Lungenfibrose entsprechen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>F&uuml;r die Behandlung der idiopathischen Pulmonalfibrose (IPF) sind mit Pirfenidon und Nintedanib seit einigen Jahren zwei wirksame Therapien zugelassen. Allerdings betrifft die IPF nur einen Teil der oft sehr kranken Population mit interstitiellen Lungenerkrankungen. Abseits der Diagnose IPF gab es keine zugelassenen Therapien. Nintedanib reduzierte in der vor wenigen Monaten pr&auml;sentierten SCENSIS-Studie den prim&auml;ren Endpunkt (j&auml;hrliche Rate des Abfalls der forcierten Vitalkapazit&auml;t &uuml;ber 52 Wochen) bei Patienten mit interstitieller Lungenerkrankung (ILD) im Zusammenhang mit systemischer Sklerose (SSc/ILD).<sup>1</sup> Im Rahmen des ERS-Kongresses wurden nun Daten sowohl zu Pirfenidon als auch Nintedanib au&szlig;erhalb der engen IPF-Diagnose pr&auml;sentiert. Dabei erwies sich Nintedanib in einer breiten Population von Patienten mit ILD sehr unterschiedlicher Genese als wirksam. In die INBUILD-Studie waren Patienten eingeschlossen, deren Erkrankung einen progredienten und damit prognostisch ung&uuml;nstigen Ph&auml;notyp aufwies, obwohl nur ein Teil der Studienpopulation in der HRCT das Muster einer &bdquo;usual interstitial pneumonia&ldquo; (UIP) zeigte. Die Diagnosen reichten von nicht klassifizierbarer idiopathischer interstitieller Pneumonie &uuml;ber Hypersensitivit&auml;tspneumonitis, Autoimmun-ILD und idiopathische nichtspezifische interstitielle Pneumonie (NSIP) bis zu &bdquo;other ILDs&ldquo;. Prim&auml;rer Endpunkt war der Verlust an forcierter Vitalkapazit&auml;t &uuml;ber 52 Wochen. Nintedanib reduzierte diesen prim&auml;ren Endpunkt in der Gesamtpopulation der Studie signifikant um 57 % mit einer Differenz von 107ml pro Jahr. Patienten mit UIP-Muster in der HRCT (also einem der IPF &auml;hnlichen Bild) profitierten noch deutlicher: mit einer Reduktion um 62 % entsprechend 128,2ml. Auch die Zeit bis zur ersten Exazerbation war unter Nintedanib verl&auml;ngert. Das Nebenwirkungsprofil entsprach den Erfahrungen in der Indikation IPF. Die Studie wurde zeitgleich mit der Pr&auml;sentation im &bdquo;Lancet&ldquo; ver&ouml;ffentlich.<sup>2</sup></p> <p>Auch die Phase-IIb-Studie RELIEF, die Pirfenidon in der Indikation der progressiven Non-IPF-Lungenfibrose untersuchte, erreichte den prim&auml;ren Endpunkt.<sup>3</sup> In die Studie waren Patienten mit unterschiedlichen fibrosierenden Lungenerkrankungen wie zum Beispiel Asbest-induzierter Lungenfibrose oder fibrosierender NSIP und eingeschr&auml;nkter Lungenfunktion eingeschlossen. Prim&auml;rer Endpunkt war die Ver&auml;nderung der forcierten Vitalkapazit&auml;t &uuml;ber 48 Wochen. Die Rekrutierung f&uuml;r die Studie erwies sich als schwierig, was schlie&szlig;lich zum verfr&uuml;hten Abbruch f&uuml;hrte. Der prim&auml;re Endpunkt wurde unter Ber&uuml;cksichtigung von Todesf&auml;llen und Daten-Imputation erreicht. W&auml;hrend es in der Placebo-Gruppe zu f&uuml;nf Todesf&auml;llen kam (drei davon respiratorisch bedingt), starb unter Pirfenidon nur ein Patient, und zwar an einer nichtrespiratorischen Todesursache. Auswertungen hinsichtlich diverser sekund&auml;rer Endpunkte zeigten unter Pirfenidon eine geringere Verschlechterung bei der Sechs-Minuten-Gehstrecke, der Diffusionskapazit&auml;t und der totalen Lungenkapazit&auml;t.</p> <p>Eine weitere mit Pirfenidon durchgef&uuml;hrte Phase-II-Studie in einer Population von Patienten mit nicht klassifizierbarer, progressiver, fibrosierender Lungenerkrankung brachte andere Probleme zutage. Prim&auml;rer Endpunkt der Studie war die Ver&auml;nderung der forcierten Vitalkapazit&auml;t (FVC) in der Heimmessung. Allerdings erwies sich diese im Verlauf der Studie als unzuverl&auml;ssig. Studienautor Prof. Dr. Toby Maher, Imperial College, London, verweist auf einen Patienten aus der Placebo-Gruppe, dessen FVC sich gem&auml;&szlig; Messprotokoll um 33l verbessert h&auml;tte. Angesichts solcher Werte war die Auswertung lediglich mit den verf&uuml;gbaren, im Zentrum durchgef&uuml;hrten Messungen m&ouml;glich. Damit konnte das geplante statistische Modell nicht verwendet werden. Die &bdquo;Plan B&ldquo;-Auswertung zeigte jedoch unter Pirfenidon einen geringeren Abfall der FVC &uuml;ber 24 Wochen mit einer Differenz gegen&uuml;ber Placebo von 95,3ml (95 % CI: 35,9&ndash;154,6, p=0,002). Patienten in der Pirfenidon-Gruppe hatten auch ein signifikant geringeres Risiko f&uuml;r eine Verschlechterung der FVC um 5 % oder 10 % . Die Studie wurde parallel zur Pr&auml;sentation beim ERS-Kongress auch im &bdquo;Lancet&ldquo; publiziert.<sup>4</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: „ALERT: Abstracts Leading to Evolution in Respiratory Medicine Trials: Interstitial lung diseases and pulmonary hypertension“, European Respiratory Society (ERS) International Congress, 30. September 2019, Madrid </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <ol> <li>Distler O et al.: Nintedanib for systemic sclerosis&ndash;associated interstitial lung disease. N Engl J Med 2019; 380: 2518-2528</li> <li>Flaherty KR et al.: Nintedanib in progressive fibrosing interstitial lung diseases. New Engl J Med; published online September 29, 2019. DOI: 10.1056/NEJMoa1908681</li> <li>Guenther A et al.: Exploring efficacy and safety of oral Pirfenidone for progressive, non-IPF lung fibrosis (RELIEF). Late Breaking Abstract RCT1879, presented at ERS 2019</li> <li>Maher TM et al.: Pirfenidone in patients with unclassifiable progressive fibrosing interstitial lung disease: a double-blind, randomised, placebo-controlled, phase 2 trial. The Lancet; published September 29, 2019. DOI: https://doi.org/10.1016/S2213-2600(19)30341-8</li> </ol> </div> </p>
Back to top