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Neue Substanzklasse

Mitochondrien als neue Targets in der Diabetestherapie

<p class="article-intro">Mit Imeglimin, das in den Metabolismus der Mitochondrien eingreift, wurde ein Antidiabetikum mit einem völlig neuen Wirkmechanismus vorgestellt. Erste Daten aus dem Phase-III-Programm wurden im Rahmen des EASD 2019 präsentiert.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Eine Dysfunktion der Mitochondrien spielt im Rahmen der Pathophysiologie des Typ-2-Diabetes, aber auch bei adip&ouml;sen Individuen mit aufrechter glyk&auml;mischer Kontrolle eine wichtige Rolle, so Prof. Dr. Ralph DeFronzo von der University of Texas, dessen Gruppe seit mehr als einem Jahrzehnt intensiv zu diesem Thema forscht und publiziert. Unter anderem konnte bei Typ-2-Diabetikern ein auff&auml;lliges Verh&auml;ltnis von Wasserstoffperoxid- zur ATP-Produktion festgestellt werden, was f&uuml;r vermehrten oxidativen Stress und reduzierte Energieproduktion spricht.<sup>1</sup> Von einer ausgepr&auml;gten genetischen Komponente kann ausgegangen werden, zumal eine eingeschr&auml;nkte Mitochondrienfunktion auch bei Kindern von Eltern mit Diabetes nachgewiesen werden konnte. Dar&uuml;ber hinaus d&uuml;rfte jedoch, so DeFronzo, auch eine Lipotoxizit&auml;t zum Mitochondrienversagen beitragen.</p> <h2>Der Mitochondriendysfunktion entgegenwirken</h2> <p>Mit Imeglimin befindet sich nun erstmals ein Medikament in fortgeschrittener klinischer Testung, das durch Inhibition oxydativer Phosphorylierung der mitochondrialen Dysfunktion entgegenwirken soll. Dadurch soll die hepatische Glukoneogenese gehemmt und gleichzeitig die Glukoseaufnahme in den Muskel sowie die Insulinsekretion angekurbelt werden. Dies w&auml;re, so De Fronzo, der Traum jedes Diabetologen. Ob dieser in Erf&uuml;llung gehen wird, m&uuml;ssen nun klinische Studien zeigen. Die bisher bekannten pr&auml;klinischen und klinischen Daten sehen jedenfalls vielversprechend aus. Beispielsweise konnten im Tiermodell mit Imeglimin Beta-Zell-Protektion und eine Verbesserung der Insulinsensitivit&auml;t erreicht werden. In Studien der Phase I und II an Menschen bewirkte Imeglimin innerhalb weniger Wochen eine Reduktion des N&uuml;chternzuckers um ca. 40mg und des HbA<sub>1c</sub> um ca. 0,5 % . DeFronzo unterstreicht, dass sich die Abnahme bis zum Ende dieser Studien fortsetzt und er eine weitere Verbesserung bei l&auml;ngerer Einnahme erwartet.</p> <h2>TIMES-Studien-Programm</h2> <p>Dr. Julie Dubourg, Medical Director Clinical Development bei Poxel, pr&auml;sentierte im Rahmen des EASD 2019 erste Ergebnisse aus dem aktuell laufenden Phase-III-Programm, das mit Ende des Jahres komplett ver&ouml;ffentlicht werden soll. Das TIMES-Programm (Trials of Imeglimin for Efficacy and Safety) besteht aus drei Studien, die Imeglimin als Monotherapie, als Add-on zu anderen oralen Antidiabetika sowie in Kombination mit Insulin untersuchen. Was aus diesem Programm bislang zu erfahren ist, kann als vielversprechend bezeichnet werden. In der Monotherapie (Studie TIMES 1) reduzierte Imeglimin in der Dosierung 1000mg bid im Vergleich zu Placebo &uuml;ber 24 Wochen den N&uuml;chternzucker um 19mg und das HbA<sub>1c</sub> um 0,87 % . Das HbA<sub>1c</sub>-Ziel (unter 7 % ) erreichten mit Imeglimin-Monotherapie in 24 Wochen 35,8 % der Patienten. Nebenwirkungen waren selten und &auml;u&szlig;erten sich in gastrointestinalen Beschwerden. Es traten keine Hypoglyk&auml;mien auf. Auch in Kombination mit Insulin (TIMES 3) f&uuml;hrte Imeglimin zu einer signifikanten HbA<sub>1c</sub>-Reduktion ohne zus&auml;tzliches Hypoglyk&auml;mie-Risiko.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: EASD Annual Meeting 2019, Session S22 „Imeglimin: a first-in-class oral medication with a unique mechanism of action targeting mitochondrial bioenergetics“, am 18. 9. 2019, Barcelona </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <ol> <li>Abdul-Ghani MA et al.: Mitochondrial reactive oxygen species generation in obese non-diabetic and type 2 diabetic participants. Diabetologia 2009; 52(4): 574-82</li> </ol> </div> </p>
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